Schematherapie :
Die von Jeffrey Young (New York) entwickelte Schematherapie ist ein integratives Psychotherapieverfahren zur Erklärung und Behandlung schwer behandelbarer Störungsbilder mit Ursprüngen in Kindheit und Jugend. Der Ansatz zielt
darauf ab, dysfunktionale Beziehungsmuster zu identifizieren, sie als Narben früherer Verletzungen zu verstehen und eine aktive Veränderung herbeizuführen.Sie entstammt der Kognitiven Verhaltenstherapie, die aber um Techniken
der Emotionsaktivierung und des Reparenting, wie sie etwa aus den Humanistischen Therapien bekannt sind, erweitert wurde.
Mit den Mitteln der Schematherapie werden die „Lebensfallen“ an ihren emotionalen biographischen Ursprung zurück verfolgt. Aktuell auftretende dysfunktionale Gefühlszustände werden als Kind-, Eltern- oder Bewältigungs“modi“
aufgefasst und therapeutisch bearbeitet. Im Rahmen dieses entwicklungsdynamischen Modells kommen emotionsfokussierte, kognitive und behaviorale Interventionen sowie eine sehr fürsorgliche Beziehungsgestaltung zur Anwendung.
Sie wurde zur Behandlung chronischer und schwer behandelbarer Störungsbilder (vor allem Persönlichkeitsstörungen) mit Ursprüngen in Kindheit und Jugend entwickelt.
Sie erweitert den Ansatz der Kognitiven Verhaltenstherapie um Elemente psychodynamischer Konzepte sowie anderer psychologischer Theorien und Therapieverfahren wie der Bindungstheorie, der Transaktionsanalyse und der humanistischen
und erlebnissorientierten Verfahren.
Ein Schema ist ein stabil verankerter Komplex aus dysfunktionalen Glaubenssätzen („ich bin inkompetent und mache alles falsch“) und fest damit zusammenhängenden Gefühlen,
Wahrnehmungen und Erinnerungen. Es entsteht auf der Basis eines angeborenen Temperaments in der Kindheit oder Jugend, wenn eines oder mehrere der zentralen menschlichen Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Ein aktiviertes Schema
löst bestimmte Handlungs- und Denkweisen – „Bewältigungsformen“ – aus, die meistens dem Zweck dienen, das frustrierte Grundbedürfnis (z.B. nach Bindung) indirekt doch noch, oder aber kompensatorisch ein anderes Grundbedürfnis
(z.B. nach Autonomie und Kontrolle) zu erfüllen. Einerseits wegen dieses Ersatz-Gewinns und andererseits, weil Schemata neurobiologisch gesehen als gebahnte „Attraktoren“ wirken, sind sie, einmal gebildet, sehr veränderungsresistent.
Grundbedürfnisse
Menschen haben eine Reihe zentraler Grundbedürfnisse, die angeboren sind, lebenslang bestehen bleiben. K. Grawe unterscheidet vier Grundbedürfnisse (Bindung, Autonomie & Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Lusterhöhung & Unlustvermeidung);
J. Young unterscheidet fünf (Bindung, Autonomie, Bedürfnis nach realistischen Grenzen & Selbstkontrolle, Freiheit der Äusserung von Bedürfnissen und Emotionen, Spielfreude).
Um was geht es im Besonderen bei der Schematherapie?
Wiederkehrende lebensbehindernde Muster, die sogenannten „Schemata“, werden im Denken, Fühlen und Verhalten identifiziert.
Die Entstehungsgeschichte der Muster innerhalb der frühen Beziehungen des Patienten wird exploriert.
Die verletzten Grundbedürfnisse des Kindes werden identifiziert.
Schädliche elterliche Haltungen werden enttarnt und in ihrer Sinnlosigkeit zurückgewiesen.
Trauer bezüglich vergangener, nicht wiedergutzumachender Verletzungen wird gefördert.
Lebensfördernde Haltungen und Werte werden identifiziert und formuliert.
Die Verwirklichung der lebensfördernden Haltungen und adäquate Formen der Befriedigung von Grundbedürfnissen werden von der TherapeutIn aktiv gefördert und gefordert.
Welches sind die wichtigsten Interventionen in der Schematherapie?
SchematherapeutInnen verbinden kognitive, behaviorale, erlebnis- und emotionsfokussierte Techniken und Methoden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf imaginativen Techniken und Nachbeelterung.
Achtsames, exploratives Gespräch
Exploration mittels Fragebogen
Imaginative Verfahren
Stuhltechniken
Empathische Konfrontation
Nutzung der therapeutischen Beziehung zur Veränderung
Kognitive Interventionen zur Entwicklung adäquater und tragfähiger Ideen über die eigene Person und Beziehungen
Aufbrechen von Verhaltensmustern und Aufbau neuer Verhaltensmuster anhand verhaltenstherapeutischer Richtlinien